Am 12. September 2025 fand in den Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm (RKU) das zweite Netzwerktreffen des Interprofessionellen Netzwerks für Neurologische Rehabilitation (IpNNR) statt. Fachpersonen aus Pflege, Therapie, Medizin und angrenzenden Disziplinen kamen zusammen, um Impulse aufzunehmen, aktuelle Entwicklungen zu diskutieren und die Zukunft der neurologischen Rehabilitation interprofessionell zu gestalten.
Auftakt des zweiten Netzwerktreffens in Ulm
Eingeleitet wurde die Veranstaltung von Prof. Häusler, Helene Maucher, Alexander Schwabe, Kerstin Leib und Beate Muschner, die die Teilnehmenden begrüßten und das RKU als Gastgeber präsentierten. Im Anschluss gab Dr. Eckhardt Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der Rehabilitation am RKU, bevor Prof. Dr. Rosenbohm die Stärkung von Therapie und Pflege als zentrale Säulen der neurologischen Rehabilitation hervorhob.

Rückblick und Entwicklung des Netzwerks
Einen Rückblick auf die noch junge Geschichte und die Ziele des IpNNR präsentierte Peter Georgas-Frey. Gemeinsam mit Cathrin Fries zeichnete er nach, wie sich das Netzwerk seit seiner Gründung zu Beginn des Jahres entwickelt hat – von einer wachsenden Zahl an Teilnehmenden über erste Publikationen bis hin zur Präsenz auf Fachkongressen. Ergänzend stellte Lars Lünnemann den aktuellen Stand der Homepage vor und machte deutlich, dass ein solches Ergebnis nur durch das Zusammenspiel vieler Köpfe und unterschiedlicher Expertisen entstehen kann. Von der technischen Bereitstellung der Infrastruktur über Konzeption und Design bis hin zu den Inhalten sei die Homepage ein Beispiel dafür, wie interprofessionelle Zusammenarbeit konkret und sichtbar wird.

Wissenstransfer in die Praxis
Das Programm wurde daraufhin durch zwei Impulsreferate bereichert, die zentrale Themen aufgriffen und Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen präsentierten. Cathrin Fries und Sophie Stordel zeigten in ihrem Vortrag, wie Wissen entlang des sogenannten Knowledge-to-Action-Frameworks in die Praxis transferiert werden kann. Dieses Modell beschreibt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse systematisch in konkrete klinische Abläufe überführt werden – von der Identifikation relevanter Evidenz bis hin zur nachhaltigen Umsetzung im Alltag.

Die Referentinnen nahmen die Teilnehmenden mit auf die Reise in eine evidenzbasierte Praxis und machten deutlich, wie Klinikmitarbeitende durch kreative Ansätze wie Newsletter, Quizzes und interaktive Formate aktiv eingebunden werden können. Dabei betonten sie die Notwendigkeit einer klaren Orientierung an einem Bezugsrahmen und verstanden es, Begeisterung für die Möglichkeiten einer modernen, evidenzbasierten Wissensvermittlung zu wecken.
Digitalisierung als Chance und Herausforderung
Im zweiten Impuls beleuchtete Jakob Tiebel die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung. Er betonte, dass neben den vielfach bekannten Möglichkeiten auch erhebliche Hürden bestehen, die mit bedacht werden müssen. Insbesondere die Zeit erwies sich als Schlüsselfaktor: Veränderungen erfordern Geduld sowohl auf technologischer als auch auf systemischer Ebene. Zugleich sei es unerlässlich, den Menschen im klinischen Kontext mitzudenken, damit technologischer Fortschritt nicht an den Bedürfnissen des Personals vorbeigeht.

Im Anschluss zeigten Beate Muschner und Kerstin Leib, wie Digitalisierung am RKU bereits konkret umgesetzt wird. Unter der Vision Mit Robotik früh mobil werden gaben sie Einblicke in digital gestützte Planungs- und Dokumentationsprozesse und demonstrierten, wie robotische Systeme nahtlos in das Kontinuum der Rehabilitation integriert werden können. Seit der Eröffnung 2023 werden Patientinnen und Patienten auf der Neurologischen Station des RKU zusätzlich mit modernen Robotik-gestützten Therapiekonzepten behandelt und mobilisiert.

Austausch im World Café
Im Rahmen des anschließenden World Cafés diskutierten die Teilnehmenden intensiv die Themen Organisation, Personal und Curriculum. Dabei wurde deutlich, wie sinnvoll die Netzwerkarbeit ist und wie sehr alle Beteiligten von den Erfahrungen der anderen profitieren. Ein gemeinsames Verständnis entstand darüber, dass die Rehabilitation von morgen nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie über die Grenzen der eigenen Klinik hinaus gedacht wird. Der offene Austausch und die Möglichkeit, voneinander zu lernen, gegenseitig zu profitieren und gemeinsame Projekte voranzubringen, wurden von allen Beteiligten als zentraler Mehrwert des Netzwerks hervorgehoben.

Zum Abschluss fassten Lars Lünnemann und Peter Georgas-Frey die Ergebnisse des Tages zusammen und gaben einen Ausblick auf die nächsten Schritte und geplanten Aktivitäten des Netzwerks. Aus den lebhaften Diskussionen wurde deutlich, dass ein großer Wunsch nach inhaltlicher Vertiefung besteht. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, werden die Arbeitsgruppen in naher Zukunft Online-Workshops und Vorlesungen anbieten. Damit sollen Netzwerkmitglieder wie auch interessierte Fachpersonen die Möglichkeit erhalten, tiefere Einblicke in die Aktivitäten und Arbeiten des IpNNR zu gewinnen – und zugleich den Gedanken des aktiven Wissenstransfers mit Leben zu füllen. Die konkreten Workshoptermine werden in Kürze auf der Netzwerk-Website veröffentlicht.

Fazit und Ausblick auf 2026
Das zweite Netzwerktreffen des IpNNR zeigte eindrucksvoll, welche Dynamik aus interprofessioneller Zusammenarbeit entsteht. Es wurde deutlich, dass das Netzwerk nicht nur als Forum für den fachlichen Austausch fungiert, sondern auch als Motor, um die neurologische Rehabilitation durch Kooperation, Kreativität und gegenseitige Unterstützung nachhaltig weiterzuentwickeln. Das nächste Treffen ist für Mitte 2026 in Wangen vorgesehen.